Lieber Verbraucher ...

So fängt ein Brief von Bauer Willi an.

In meiner Tageszeitung las ich einen Bericht über die seit Jahresbeginn gestartete Internetplattform fragdenlandwirt.de.
Damit versuchen Landwirte, auf ihre Belange aufmerksam zu machen.
Und ich las über einen Beitrag von
Bauer Willi.
Darin läßt er seinen Frust über Geiz ist Geil beim Lebensmitteleinkauf der Verbraucher freien Lauf. Offensichtlich traf er damit ins Schwarze. Der "Brief" schlug wohl hohe Wellen und die Reaktionen waren teilweise ziemlich heftig.

Ich denke schon darüber nach, ob wir als Verbraucher tatsächlich etwas bewirken können. Oder trifft Bauer Willis Schelte die Falschen? Wer hat eigentlich wirklich die Fäden bei der Nahrungsmittelproduktion in der Hand und wer macht den Reibach?
Ich gebe ehrlich zu, dass ich nicht alle Vorgänge rund um Erzeugung, Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln verstehe.
Schön, dass ich diese Seite gefunden habe. Vielleicht bekomme ich dort ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge.
1147 mal mitgeschlummert
Elisabetta1 - 3. Mär, 14:36

Hallo Schlafmütze!
Nun habe ich mir das Schreiben vom Bauer Willi durchgelesen und muss sagen - Er hat recht. (Zumindest meiner Einschätzung nach)
Auch bei uns im Ösi-Land sind die Probleme ähnlich, wenn nicht sogar gleich und wir ärgern uns über die Lebensmittelketten, die die Bauern in Geiselhaft nehmen. Entweder werden die Produkte zu den Preisen abgenommen, die vorgegeben sind, oder die Bauern bleiben auf ihnen sitzen. Wobei ich noch dazusagen möchte, dass in D die Lebensmittel wesentlich günstiger zu kaufen sind, als hierzulande. Ob das der Qualität einen Abbruch tut, will ich nicht beurteilen.
Wir sind es gewohnt, rund um die Uhr, zu jeder Jahreszeit das zu bekommen, was wir uns vorstellen - und wenn dann Himbeeren aus Mexiko, oder Schwarzbeeren aus Chile importiert werden müssen, obwohl heimisches Obst verwendet werden könnte (Tiefkühlhimbeeren etc.) fragt man sich schon, wer ist dafür verantwortlich.
Mein Einkaufsverhalten - für zwei Personen - fällt da überhaupt nicht ins Gewicht und trotzdem versuchen wir ehrlich die Region zu bevorzugen - in jeder Hinsicht.
Früher war alles besser? Nein, nicht wirklich, aber die Menschen waren bescheidener - auf beiden Seiten.
Liebe Grüße ;-)
Elisabetta

tinius - 4. Mär, 03:37

Der Brief ist emotional und damit, obwohl er auch Richtiges anspricht, als Diskussionsgrundlage nicht zu gebrauchen, zumal er gesellschaftliche Wirklichkeit ausblendet. So sind andere als billige Lebensmittel für Hartz-IV-Empfänger, Geringverdiener - und wir bewegen uns in Richtng Niedriglohnland - nicht darstellbar, erst recht wenn Kinder im Haus sind. Cconvenience-Food, also Fertiggerichte etc., ist unumgänglich, gerade für die großstädtische Single-Bevölkerung, weil weder Mengen, noch notwendiger Aufwand einer solchen Lebensweise gerecht werden können. Indem Bauer Willi dann noch Bio abtut, das zum Teil preislich so gestaltet ist, daß es sich nicht alle leisten können, erweist er sich und seinem Anliegen einen Bärendienst, denn wer kann ihm dann noch glauben ? Er möchte, das schließe ich daraus, mit "Müll" einfach nur verdienen. Das ist legitim, nur funktioniert die Marktwirtschaft nach Nachfrage und Angebot, nicht nach Wünschen. Und wer aufmerksam die Lebensmittelpreise beobachtete, konnte feststellen, daß gerade die Preise heimischer landwirtschaftlicher Produkte, vor allem bei Gemüse, recht kräftig anzogen. Im übrigen hätte Bauer Willi wenig von exorbitanten Preissteigerungen in Deutschland, denn wir leben in der EU. Werden also Kartoffeln hier zu teuer, wird man sie aus Frankreich oder Polen importieren - zum Schaden des Landwirts in der Region. Die Welt ist ein vernetztes System, und eher komplexes Denken als emotionale Reflexe hülfen weiter ... LG tinius

nömix - 4. Mär, 09:11

Kollege Tinius hat recht. Billige Kartoffeln werden z.B. aus Ägypten (sic!) nach Deutschland importiert, deutsche Bauern exportieren ihre Erdäpfel dafür nach Rumänien oder in die Ukraine, weil sie dort höhere Preise dafür kriegen. Das ist leider kein Witz (siehe hier oder hier), obwohl es eigentlich ein Witz ist.
bonanzaMARGOT - 14. Mär, 16:01

Der Verbraucher ist leicht manipulierbar. Genau deswegen gibt es diesen ganzen Wust an grauenhafter Werbung. Und über den Preis ist der Verbraucher mit am leichtesten in seinem Kaufverhalten zu steuern. Wir wollen unser debiles und beeinflussbares Verhalten nur nicht gern zugeben... Dabei ist es simple Psychologie.
Wir verhalten uns wie eine Affenhorde, die wir mehr oder weniger auch sind. Das trifft nicht nur auf unser Kaufverhalten zu...

schlafmuetze - 15. Mär, 20:23

Danke für eure Kommentare. Ich nicke zu jedem einzelnen und

denke mir, einiges ist wahr von dem was Bauer Willi schreibt, aber immer alles dem Verbraucher in die Schuhe zu schieben ist mir zu einfach. Gerade heute las ich einen Bericht über die furchtbaren Arbeitsbedingungen der rumänischen Werksarbeiter in Schlachthöfen.
Auch unsere Schuld, weil wir billiges Fleisch wollen. Aber stimmt das denn wirklich? Ich kaufe kein Fleisch beim Discounter, weil ich der Transportkette nicht traue. Doch woher bezieht denn mein bevorzugter Schlachter sein Fleisch? Muß er das nicht bei dem selben Großschlachthof einkaufen (vielleicht sogar teurer?), wie die Großketten auch? Gibt es überhaupt noch kleinere Schlachthöfe? Ich stelle fest, dass ich das nicht weiß. Frage ich die Verkäuferin, erzählt sie mir etwas von Fleisch aus der Region und zeigt mir irgendwelche Zertifikate. Doch die Großschlachthöfe beziehen ihr Fleisch auch "aus der Region". Wenigstens teilweise. Natürlich reicht die Menge nicht für deren Schlachtkapazitäten, darum wird der Begriff "Region" großzügig gehandhabt.
Was ich aber weiß ist: Wann immer es in der Politik um Erweiterungen und Vergrößerungen von Schlachthöfen, Mastställen und Agrarfabriken ging, wurden diese trotz massiver Proteste in der Bevölkerung immer genehmigt.
@ Ich gebe dir - Bonanza - recht: Wir werden manipuliert, weil nicht der Verbraucher im Focus des Unternehmers oder der Politik steht, sondern nur die Gewinnmaximierung.
Was also hat der Verbraucher wirklich zu entscheiden?
Woher das Gemüse kommt? Da bin ich bei @ Tinius und @ Nömix: Wir müssen das kaufen, was angeboten wird. Und meine Entscheidung war es nicht, Kartoffeln aus Ägypten oder Polen kaufen zu wollen. Also keine kaufen?
Und ich kaufe ebenfalls keine Himbeeren oder Erdbeeren im Winter, wie du @ Elisabetta. Der Wochenmarkt, wo ich einkaufen könnte, findet Freitagsvormittag statt. Da arbeite ich.
Wer erfindet denn wirklich diese ganzen Handels-Szenarien? Wer verschickt Krabben von der Nordsee zum Pulen nach Tunesien, um sie dann an der Küste wieder zu verkaufen? Wer läßt hier die Werksarbeiter unter Betrugsbedingungen arbeiten? Wer läßt die Kleidung in China oder sonstwo produzieren, um sie hier billig zu verkaufen?
Ich habe vor 30 Jahren in der Bekleidungsindustrie gearbeitet. Von den 6 Nähereien in meinem Heimatort gibt es keine mehr.
Der Verbraucher ist schuld?
Nein, die immer gierigeren Konzerne mit ihren genauso gierigen Investoren regieren die Welt. Und wir haben gar nichts zu melden.
Und wenn ich jetzt die ganzen Berichte über das Freihandelsabkommen http://www.foodwatch.org/de/startseite/ lese, stehen mir die Haare zu Berge.
Und fragt da irgendeiner der Beteiligten den Verbraucher nach seiner Meinung dazu?
Grüßli :-/
NeonWilderness - 14. Mär, 16:52

*OffTopic*
Hallo Schlafmütze - mit einem kleinen Eingriff können Sie die störende "Macro Error"-Fehlermeldung zumindest optisch entfernen. Wie das geht, habe ich hier beschrieben. Viel Glück!

schlafmuetze - 15. Mär, 20:36

Hallo NeonWilderness :-)

Danke für deinen Tipp, sehr nett von dir.
Die Fehlermeldung möchte ich jedoch erstmal so stehen lassen.
Ich bat Kender vom Twoday Team um Abhilfe, weil dort eigentlich mein Blogroll stehen müßte. Die versprach er mir auch umgehend *hahaha*. Nun sind zwar schon wieder über 2 Monate ins Land gegangen, aber da ich vor ca. 3 Jahren nur 9 Monate auf die Reparatur warten musste, bin ich jetzt noch zuversichtlich.
Ich fürchte, wenn ich die Fehlermeldung unsichtbar mache, ist es ganz vorbei mit der Hilfe ... :-(
Ganz lieben Dank und viele Grüßlis :-)
NeonWilderness - 16. Mär, 14:15

Hm, möglicherweise hilft ein Versuch, den Fehler selbst aufzuspüren, anstatt noch weitere Monate zu warten. Die Fehlermeldung "cannot read property name from null" weist darauf hin, dass ein Abonnement aus der Liste nicht mehr gefunden wird (daher "null") und deswegen keine Daten (wahrscheinlich Icon oder Blog-URL) zurückliefern kann.

Du könntest z.B. prüfen, ob alle Blogs deiner Aboliste noch existieren. Nicht existente Blogs/Abos könntest du löschen und dann sehen, ob die Fehlermeldung ausbleibt.
schlafmuetze - 16. Mär, 19:35

Hallo NeonWilderness :-)

Ich kann mir sogar vorstellen, um welche Abos es sich handelt. Es gab mal eine Bloggerin namens Aurisa, die mehrere Blogs hatte.
Zwei dieser Blogs sind immer noch bei mir verlinkt, obwohl sie nie etwas dort geschrieben hat. Ich bin dort als Contributor (was immer das heißen mag) gelistet. Ich kann das Abo nicht löschen. Die Funktion wird mir nicht angezeigt. http://chatterling.twoday.net/
Der zweite Blog ist ebenfalls von Aurisa. Dort ist es genau das Gleiche. http://hiddenxxy.twoday.net/
In beiden Blogs (die sind von 2006 und 2007 ) könnte ich schreiben, Bilder hochladen usw. wie ich lustig bin, aber ich kann sie nicht aus der Aboliste streichen. :-(
Deswegen hatte ich auch schon mal beim Team angefragt ... :-( .. aber da gabs keine Meinung zu.
Was könnte ich tun?
Grüßli :-)
NeonWilderness - 17. Mär, 03:34

Entweder ist dein Flehen vom Twoday-Support erhört worden oder deine Löschversuche waren schließlich doch erfolgreich. Wieauchimmer: ich sehe eine Aboliste, jedoch keine Fehlermeldung mehr. Glückwunsch! ;)
schlafmuetze - 17. Mär, 20:56

Ich versichere dir, NeonWilderness: Ich bin (fast) sprachlos .. und sage DANKE! :-)

Vermutlich habe ich dir diese Überraschung zu verdanken, denn gestern Abend habe ich alle Blogs der Aboliste überprüft und bin deinem Rat gefolgt, zu löschen, was nicht mehr existiert.
Ich habe alle gelöscht, in denen über Jahre nicht geschrieben wurde (die Aurisablogs nicht, weil es nicht geht, aber in der Liste hier tauchen die gar nicht mehr auf) und auch 2 oder 3 die es gar nicht mehr gibt. Vielleicht lag es an einem dieser Blogs?
Egal Karl .. ;-) .. alles ist wieder OK.
Danke noch mal ..
Grüßli :-)
Torsten Sackmüller (Gast) - 17. Mär, 22:16

Konzerne

Es ist ja nicht nur im Lebensmittelbereich so. Überall wird dem Verbraucher suggeriert, es ginge immer noch billiger und er/sie erhalte dennoch eine gute Qualität. Selbst wenn die Qualität stimmt – die Arbeitsbedingungen in der Produktion stimmen sicher nicht.

Jedenfalls ist das doch inzwischen voll in unseren Köpfen (den meisten) verankert: Ich kann/will alles sofort, billig und in Topqualität. Oder wenigstens sofort und billig. Wenn die Qualität mangelhaft ist, kann man ja neu kaufen. War ja billig.

Klar, wir leben in einem Raubtierkapitalismus, der wohl die schlimmsten Alpträume von Marx und Konsorten in den Schatten stellt. Gewinnmaximierung und Ausweitung der Vertriebsgebiete der Konzerne sind alles, was zöhlt. Und die Befriedigung der Shareholder/Aktionäre. Dass dabei Infrastrukturen zerstört werden (Beispiel Billighähnchen-Exporte nach Afrika) und Menschen arbeitslos gemacht und in die Verarmung gedrängt werden, nehmen die Bonzenschweine gern in Kauf. Dafür können sich sich ja wunderschöne Bungalows und Privatflugzeuge leisten.

Aber: Man muss auch den Verbrauchern den Vorwurf machen, zu bequem und gewissenlos zu sein, um mal hinter die Kulissen zu schauen. Es gibt ja durchaus kritische Fernsehberichte. Aber was hat Einschaltquoten? Richtig: Casting-Shows, Fußball, keine Ahnung was für Unterhaltungs-Scheiß.
Und statt Bild könnte man ja auch mal Süddeutsche oder taz lesen. Oder mal in den Bioladen gehen und sich Hefte wie „Schrot und Korn“ mitnehmen.

Zum Glück wachen, glaube ich, langsam immer mehr Menschen auf. Und es ist gut, wenn Druck gegenüber den Machenschaften von Politik und Wirtschaft (was ja heute dasselbe ist) aufgebaut wird. Diese Typen dürfen doch gar nicht mehr zu Ruhe kommen. Es kann gar nicht genug Petitionen und Demos und Aufklärungen und lästige Journalisten mit scharfen Fragen geben.

Und daher finde ich es gut, wenn Bloggerinnen wie du und viele andere über solche Sachen schreiben. Die total Verblödeten erreicht man damit nicht, logisch. Aber gute Chancen hat man bei Leuten, die prinzipiell aufgeschlossen sind, aber so manche Nachrichten vielleicht einfach nur noch nicht mitbekommen haben.

Der Dornröschenschlaf muss jetzt endlich mal vorbei sein.

Jetzt auch: https://omaschlafmuetze.wordpress.com/

Herzlich Willkommen! Mensch an meiner Tür, du mußt nicht lachen, wenn du eintrittst. Du mußt auch keiner sein den alle mögen und der sein Leben sicher meistern wird. Mensch an meiner Tür, was ich mir von dir wünsche: Laß deine Masken draußen, schmink deine Rollen ab die du herumschleppst. Mensch an meiner Tür, hab´keine Angst anzuklopfen. Es gibt hier nichts, was du beweisen müßtest.

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