Gestern ...

hatte ich mit einer Bekannten ein Gespräch über die Pflege von Angehörigen. Sie pflegt ihre Mutter.
Hab´noch länger darüber nachgedacht, was sie sagte: " Wieso steht ihr denn Nachts auf, wenn der Schwiegervater klingelt....wegen zur Toilette ??? Das hätte ich dem schon längs abgewöhnt. Das können die gut lernen, Nachts nicht zu müssen. Wenn meine Mutter will, das ich sie pflege, muß sie sich auch nach mir richten."
Ich fand es ziemlich "hammerhart", in dieser Weise zu bestimmen. Es kann doch nicht angehen, das ich, weil ich bereit bin, die Pflege zu übernehmen, auch einen Freibrief bekomme, der Person meinen Willen aufzuzwingen.
Welche Rechte habe ich? Nicht unnötig hin und her "gejagt " zu werden, freundlich behandelt zu werden. Einen ehrlichen Umgang miteinander. Auch der hilfsbedürftige Mensch hat Rechte. Dazu gehört, Nachts zur Toilette zu gehen, wenn er muß. Außerdem gehört dazu Entscheidungen mit zu treffen.
Wenn man sich die Mühe macht, mal einen Tag zu versuchen, nix zu tun, außer im Rolltuhl zu sitzen, kann sich jeder vielleicht besser vorstellen, wie das ist, nix mehr zu können. Für alles und jedes zu klingeln, damit wir helfen.
Man hört immer wieder solche Geschichten, wo Helfer weit übers Ziel hinausschießen und die Realität aus den Augen verlieren.
1238 mal mitgeschlummert
zuckerwattewolkenmond - 30. Jun, 23:08

Ich finde das auch nicht in Ordnung. Aber in Pflegeheimen und Krankenhäusern sind sie noch hammerharter. Da werden den Kranken Katheder verpasst, damit das Personal nicht so viel laufen muss. Und wenn man nicht mehr alleine zur Toilette gehen kann, scheint es irgendwie üblich zu sein, wie mir auch hier wieder auffällt, dass dann über einen in der Art wie über ein größeres Kleinkind geredet wird. :-/

schlafmuetze - 1. Jul, 22:21

Hallo Zuckersüße Schwester ;-)

Ich würde schon mal strikt unterscheiden zwischen Pflegeheim und häuslicher Pflege durch Angehörige.
Zwei meiner Freundinnen und drei Bekannte sind in der Altenpflege tätig, auch sie sind nicht glücklich damit, das überhaupt keine Zeit für die alten Menschen, für Zuwendung, bleibt. Aber das Personal wird rigeros zusammengestrichen. Wo früher auf einem Flur fünf Pflegekräfte waren, sind es heute zwei. Die Arbeit bleibt, wird sogar mehr, weil die Menschen immer älter werden und erst spät, wenn sie wirklich hilfsbedürftig sind, ins Pflegeheim ziehen.
In Krankenhäuser ist es ähnlich. Es wird immer mehr Personal eingespart. Auf der Station bleiben nur die Frischoperierten für max. 4 Tage oder Schwerkranke. Die Patienten werden nach ´ner OP schneller entlassen, die Betten werden schneller belegt. Die Patienten, die nicht mehr soviel Hilfe brauchen, weil sie schon gut erholt sind, kommen nicht mehr vor.
Ist schon schlimm, und wird noch schlimmer fürchte ich.
Das man die Alten wie Kleinkinder behandelt, stört mich auch sehr.
Bei meiner verwirrten fast-Schwiegermutter versuche ich immer, ihr das Gefühl zu geben, das sie noch etwas kann. Auch wenn ich viel Putzarbeit bei ihnen übernehme, lasse ich sie einige Dinge selber machen. Wäsche falten und bügeln z.B. Auch mache ich grundsätzlich nie den Abwasch dort, obwohl ich zu Beginn aus deren Tassen nicht trinken mochte. Sie hat nichts mehr gut auf der Reihe, also wasche ich mittlerweile einiges an Geschirr heimlich nach, die Hunde bekommen eben mehrmals Futter, wohin sie Kehrblech und Handfeger verschlurt, weiß ich mittlerweile auch. Auch die gefaltete Wäsche müssen wir in mehreren Schränken wiedersuchen :-) aber das macht nix. Sie hat etwas zu tun und fühlt sich nicht überflüssig. Es ist schon schlimm genug für sie, wenn sie merkt, das sie viele Worte vergessen hat und etwas nicht zu Ende erzählen kann.

PoE liebe erleuchtete Schwester und einen schönen Sonntag :-)
zuckerwattewolkenmond - 1. Jul, 23:08

Na klar ist das ein Unterschied, ob im Pflegeheim oder durch Angehörige gepflegt wird. Genau das wollte ich mit dem Beispiel zeigen, dass es bei der Pflege durch Angehörige zwar manchmal zu Überforderungen und zu anmaßendem Verhalten gegenüber der zu pflegenden Person kommt, aber dass das im Pflegeheim oftmals noch viel schlimmer ist. Ich denke mir, dass es ein Unterschied ist, ob eine Person durch eine andere Person alleine gepflegt wird, die ja vielleicht, wenn sie nicht gerade zusätzlich berufstätig ist, sich mehr auf den zu Pflegenden konzentrieren kann, als wenn weniges Personal für eine ganze Anzahl von "Patienten" zuständig ist.
Allerdings glaube ich auch mal irgendetwas darüber gehört zu haben, dass regelrechte Mißhandlungen in der häuslichen Pflege viel öfter vorkommen sollen, als in Heimen, ich kann mich aber nicht mehr erinnern, wo das war.

PoE, liebe Schwester und ebenfalls einen schönen Sonntag! ;o)
schlafmuetze - 2. Jul, 20:49

Da hast du richtig gelesen ;-) ...

... habe ich auch schon gehört, auch beim Pflegekurs wurde das noch mal erwähnt.
Oftmals liegt das an der Überforderung der Angehörigen.
Wir sind beide berufstätig und teilen uns die Pflege. Das Pflegegeld geht fast vollständig für die ambulante Pflege durch die Sozialstation drauf, die zusätzlich wochentags zweimal am Vormittags kommt.. Dafür wissen wir sie in guten Händen, wenn wir auf Arbeit sind.
Da wir zu zweit sind, können wir uns mit Nachtdienst abwechseln. Und da wir ja noch relativ frisch verliebt sind ;-) und erst seit Weihnachten zusammen wohnen, fällt es uns nicht so schwer, unsere Freizeit hier zu Hause zu verbringen. Es ist auch viel Arbeit im Garten zu erledigen ;-)
Freunde kommen zu kurz, Kino gibt´s nicht. Wochenenden mit Motorrradtouren sind gestrichen. Wir nehmen nur ganz wichtige Termine wahr (z.B.Geburtstag meiner Mutter) weil wir selten jemanden haben, der einspringen kann. Ab und zu kommt Schätzelchens Schwester, selber krank, manchmal die Tante (ist 70 J.) . Wenn einem dann nicht vorher klar ist, auf was man sich einläßt, dann "gute Nacht".
Nun sind Schätzelchens Eltern total nett, ich komme sehr gut mit ihnen aus.
Aber andere sind das oft nicht. Sie sind nicht zufrieden, sagen Dinge, die nicht nett sind, betonen, das die weiter entfernt wohnenden Kinder sich mehr kümmern (haha), behaupten beklaut zu werden (frag mal Aurisa) usw.
Da rastet der eine oder andere schon mal aus. Da gibt es ganz schlimme Geschichten.
In Pflegeheimen gehst du nach der Arbeit nach Hause und kannst dich erholen. Die Alten dort sind nicht die eigenen Eltern, können einen nicht so sehr verletzen. Trotzdem gibt es auch dort echte Härtefälle, zu denen niemand gerne ins Zimmer geht (sagt meine Freundin).
Wer weiß wie wir mal werden...Da wir alle viel älter werden steigt auch die Zahl der Demenzkranken...!
PoE zuckersüße Erleuchtete
Doremijasu - 1. Jul, 12:44

sowas kenne ich nicht!

ich kenne aber kollegen die auch ähnlich dachten,und nicht einen Funken Verständnis dafür hatten das ein Bewohner mit Gleichgewichtsproblemen an einer Wand ruhiger schlafen kann.
Katheter hat keiner bekommen, und ich finde das furchtbar traurig wenn solche Willkürentscheidungen in das Leben alter oder behinderter Menschen eingreifen.
Leider denken nicht alle Menschen so liebevoll an ihre Angehörigen wenn die gepflegt werden müssen.
Mann kann aber nicht sagen das dies übers Ziel hinausschießt - ich finde eher, das wirkliche Ziel wird nicht erreicht!!!

schlafmuetze - 1. Jul, 22:43

Hallo Doremijasu :-)

Mit übers Ziel hinausschießen meine ich folgendes. Nehmen wir mal uns als Beispiel. Wir pflegen seine Eltern. Er (79 J.) ist schwerkrank- ein Herzinfark, 3 Schlaganfälle- stark übergewichtig, Diabetiker, rechtsseitig gelähmt, auf den Rollstuhl angewiesen, aber bei Verstand. Sprechen wird immer schlechter.
Schätzelchens Schwägerin ist der Meinung, dass er sofort rigeros abnehmen muß, damit es ihm besser geht. Er selber sagt:" Wenn ich schon sterbe, will ich wenigstens nicht verhungern." Da er fast gar nichts alleine kann, ist natürlich Essen für ihn nicht nur Nahrungsaufname, sondern auch ein Genuss. Wir geben ihm die Dinge zu Essen, die er gerne mag (aber vielleicht nicht essen sollte). Wir achten darauf, das die Menge überschaubar bleibt, aber wenn er fetten Schinken möchte, bekommt er ihn auch. Vielleicht wird er deswegen wirklich ein halbes Jahr eher sterben, wer weiss das schon, aber das selber zu entscheiden ist sein gutes Recht.

Wenn ich anfange ihn zu bevormunden, auch wenn ich es wirklich gut meine, dann schieße ich über das Ziel weit hinaus.
Ich habe nicht das Recht dazu. Es ist ja sein Leben. Bei der Mutter ist das insofern anders, das ich schon darauf achten muß, ob sie vielleicht die Hütte versehendlich anzündet, aber bevormunden oder wie ein Baby behandeln muß ich beide nicht.
Auch kann ich und will ich nicht davon ausgehen, dass sie ihr bisheriges Leben einfach ablegen, um sich meinen Wünschen anzupassen..
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
lecommissaire - 3. Jul, 16:15

Ja so ist das eben,nicht alt werden,oder besser gesagt nicht krank werden!Wer weiß was auf uns noch alles zukommt?

schlafmuetze - 4. Jul, 22:08

Kann man ja nicht aussuchen...

Zum Glück wissen wir nicht vorher, welches Schicksal uns zugedacht ist...!
Und wer nicht alt werden will, muß jung sterben....Nööö, will ich aber nicht!!!
Liebe Grüße :-)
Skorpionin (Gast) - 6. Jul, 11:24

Meine Hochachtung...

...aus tiefstem Herzen! Deine Worte, und zwar nicht die im Beitrag, sie sind ok, nein, die Kommentare. Deine Worte in den Kommentaren zu den Kommentaren haben mich so arg berührt und gleichzeitig betroffen gemacht.

Kennst du das Gefühl, wenn es im Hals anfängt eng zu werden, du schwer schlucken musst, und irgendetwas treibt dir Tränen in die Augen? Tränen, die du gar nicht willst und die doch kommen, im Auge stehen, verschleiern und nicht kullern wollen? Und irgendwo tut es so weh?

Wenn du das Gefühl kennst, weißt du, wie es mir ergangen ist.

Deine tolle Sicht sollte man rahmen und jedem, der in diese Gefilde eintritt, auf "den Leib schreiben". Und egal, ob er freiwillig diesen Beruf wählt, oder "unfreiwillig" die Entscheidung dafür treffen wird.

Ich wünsche mir viele Leser für DIESEN Beitrag und möge etwas hängen bleiben. – Dir alles Gute, interessieren würde mich noch wie alt du bist, und wie du es geschafft hast, so jung so reif zu sein.

Bleib sooo gut drauf und alles Liebe
Salut;-) Skorpionin

schlafmuetze - 8. Jul, 16:53

...;-) dabei gelten Skorpione- offensichtlich fälschlicherweise- als unfreundliche, sogar gefährliche Zeitgenossen ...;-)

Liebe Skorpionin.
Ich bin sicher, das viele andere Menschen ebenso denken und handeln. Wenn es schief geht, lesen wir es in der Zeitung. Wo alles gut geht, die Menschen einander respektieren, die "Chemie" zwischen Pflegekraft und Hilfsbedürftigem stimmt, dort, wo es keine Probleme gibt, da bleibt alles unerwähnt, weil es keine Schlazeilen gibt. Das ist bestimmt die Überzahl.
Ich bin nicht mehr "jung und knackig" ...( eher nur "knackig" ;-)) ... knapp über 45 J.
Wie immer ist es das Leben, welches einem die Spielregeln diktiert. Erfahrungen, die man machen muß..... doch weiter bringen uns meistens schlechte Erfahrungen.... Schicksalsschläge, Unvorhergesehenes ... !
Dinge, die einem vor Augen führen, das es für jeden nur ein Leben gibt. Und das dieses Leben schneller zu Ende sein kann, als uns lieb ist.
Wenn ich ehrlich versuche, mir vorzustellen, wie sich jemand fühlt, der hilflos ist, dann ist der Rest nur noch "Formsache".
Ich wünsche dir ein sonniges Wochenende :-)
schlafmuetze - 8. Jul, 21:57

...ich möchte noch etwas anfügen.

Es ist nicht so, das ich des Nachts um 1:30 Uhr in der Tiefschlafphase fröhlich aus dem Bett hüpfe, wenn Schwiegervater klingelt, weil er die Trinkbecher umgekippt hat oder eine Fliege seinen schlechten Schlaf stört. Das wäre nicht ehrlich und entspräche auch nicht der Realität.
Ich schimpf´ dann auch schon mal los oder sag zum Schätzelchen: Ohh nein, nicht schon wieder...kann das war sein... und ähnliches. Aber wenn ich dann vor Schwiegervaters Tür stehe, atme ich noch mal tief durch, bemühe mich zu lächeln und geh mit einem lockeren Spruch auf den Lippen rein (Mein König, womit darf ich euch eine Freude machen.. *angedeuteter Hofknicks* ;-)). Dann grinst er auch fast immer. Ich habe mir und auch meinem Schatz klar gemacht, das er niemals klingelt, um uns zu ärgern, sondern weil er unsere Hilfe braucht.
Die richtige Einstellung dazu sind das "A" und "O" und enorm wichtig.
Liebes Grüßli :-)

Jetzt auch: https://omaschlafmuetze.wordpress.com/

Herzlich Willkommen! Mensch an meiner Tür, du mußt nicht lachen, wenn du eintrittst. Du mußt auch keiner sein den alle mögen und der sein Leben sicher meistern wird. Mensch an meiner Tür, was ich mir von dir wünsche: Laß deine Masken draußen, schmink deine Rollen ab die du herumschleppst. Mensch an meiner Tür, hab´keine Angst anzuklopfen. Es gibt hier nichts, was du beweisen müßtest.

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