Es tut sich was ...

Oh je, schon so lange her, als ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Aber wenn Sommer ist, habe ich weniger Zeit und Lust am PC zu sitzen.
Der Urlaub ist schon vorbei. Wir haben einiges draußen geschafft, aber manchmal frage ich mich, wer das alles machen soll, wenn wir alt und klapperig werden. Vermutlich müssen wir uns dann mit einer Machete durchs Unkrautdickicht schlagen.

Meine Freundin ist umgezogen (worden). Als Mensch mit MS verliert man nach und nach alle Rechte. Nicht einmal die Entscheidung, wo sie leben möchte ( und gepflegt werden muß), kann sie selber treffen.
Da wird ein bestehendes Gebäude etwas umgebaut und schwupps entsteht eine Station zur Pflege schwerstbehinderter "junger Menschen". An sich eine lobenswerte Idee, sind doch diese oft jüngeren Menschen, in Altenheimen völlig falsch.
Als ich sie in der letzten Woche besuchte, sagte sie:"Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich in den vergangenen 6 Wochen geweint habe.
Und ein Grund für die Tränen ist: Als ein im Rollstuhl sitzender Mensch ist es ihr nicht möglich, aus dem Fenster zu schauen. Die Fensterbänke ihres Zimmers befinden sich in Kinnhöhe. Zudem liegt das Zimmer im zweiten Stock. Schaut sie aus dem Fenster, sieht sie Wolken und etwas Baumkrone. Das ist wie Gefängnis. Mit Aussichten auf Lebenslang.

Welcher Architekt denkt sich eigentlich so eine Sche_ße aus?

1142 mal mitgeschlummert
Herr B. - 26. Jul, 22:29

Für einen nicht behindertern Menschen kaum vorstellbar, wie sich das anfühlen mag ... :-(

Schön, wieder von Dir zu lesen!
Lieber Gruß!

schlafmuetze - 27. Jul, 19:35

Hallo Herr B. :-)

Man muß mal ernsthaft versuchen, sich das vorzustellen.
Ich verstehe ihre Tränen sehr gut. Könnte sie aufstehen, wäre das ja kein Problem. Eine Station, die extra für Schwerstbehinderte (und das ist sie - sie kann nur noch den Kopf und den rechten Arm bewegen) hergerichtet wird, muß doch mehr bieten, als "satt und sauber".
Ich habe mich schon früher über das Altersheim (in dem sie 10 Jahre lebte) aufgeregt, weil sich z.B. der Hausmeister nicht zuständig fühlte, das Leuchtmittel in ihrer (eigenen) Stehlampe zu wechseln. Die einzige Lampe in dem Zimmer, die sie selbstständig anmachen konnte, wenn sie am Schreibtisch saß. Kein Verwandter oder wir Freundinnen wohnen im Ort. Es mußte immer jemand extra hinfahren. Was sind das für Menschen da im Heim, die solche Dinge mit "das ist nicht meine Arbeit" ignorieren?
Ich reg mich schon wieder auf ... ! Menschen, die sich nicht selber helfen können, haben echt die Arschkarte ... ! *grummel* ...

Grüßli .... ich werd' mal versuchen, etwas mehr zu bloggen :-)
Gudrun (Gast) - 2. Aug, 23:04

Ich kann ihre Tränen verstehen und ganz ehrlich, ich habe Angst vor dem Tag, wo mich solche Entscheidungen selbst betreffen.
Wie kann man jemand im Rollstuhl hinter solche Mauern stecken? Man braucht sich doch nur mal auf Augenhöhe hinunter zu bewegen.
Grüße von der Gudrun

schlafmuetze - 9. Sep, 23:04

Hallo Gudrun :-)

Stimmt, auf Augenhöhe reicht. Aber das machen Entscheider nicht. Die klopfen sich auf die Schulter, weil sie so 'ne wahnsinnig tolle Idee hatten.
Ich habe auch schon oft darüber nachgedacht. In Schätzelchens Familie hat sich ein Ehepaar umgebracht, als sie von einer schlimmen Krankheit erfahren haben. Waren beide bereits über 70, aber hatten auch Kinder. Sie wollten wohl nicht so enden.
Aber ist das eine Lösung ?
Sonniges Wochenende :-)

Es tut weh, so etwas lesen zu müssen. Hat sie denn gar keine Verwandten, die ihr helfen können, etwas anderes zu finden? Ich finde das ganz schlimm.
Ich habe eine Cousine mit MS, aber sie hat eine liebe Familie um sich.
Viele Grüße von Kerstin.

schlafmuetze - 9. Sep, 23:08

Hallo Kerstin :-)

Sie hat ja keine große Wahl. Es gibt kaum Plätze für Menschen, die so pflegebedürftig sind.
Und was nützt es ihr, wenn 300 km weiter weg vielleicht so ein Platz ist? Wer kann sie denn da noch besuchen? Sie müsste praktisch ein relativ gut funktionierendes Netz von Freunden, die ihr (auch) helfen, aufgeben. Woanders hat sie niemanden.
Eine eigene Familie hat sie nicht, allerdings mehrere Geschwister mit Familien. Die wohnen aber auch nicht vor Ort.
Sonnige Grüße :-)
SCHLAGLOCH - 8. Sep, 14:31

Hallo Schlafmütze! Jeder hofft, dass er

nicht in so eine missliche Lage kommt. Gewissheit hat keiner, ob alt oder jung. Vielleicht lässt sich noch etwas ändern..... zum Guten!

Gruss schlagloch.

schlafmuetze - 9. Sep, 23:17

Hallo Schlagloch :-)

Das stimmt, das hofft jeder.
In unserem Alter nehmen Schlaganfälle ect. rapide zu. Und jedesmal könnte es so oder schlimmer enden.
Toi toi toi ... *auf Holz klopf* ... das wir verschont werden.
Wäre schön, wenn sie für meine Freundin was verbessern würde. Denn da gibt es auch keinen Balkon, keine Terasse, nichts; nichts wo das Personal sie mal zum Sonne tanken hin schieben könnte.
So ist das, wenn man einfach ein Gebäude "umbaut" weil es sich ja so supergut eigne!
Unmöglich.
Sonnige Grüße :-)
Paulaline - 16. Sep, 19:41

Kann man das denn nicht irgendwie öffentlich machen?

Normalerweise passiert ja erst durch Druck etwas. Es ist schon schlimm genug, dass man "umgezogen wird", so entwürdigend in einer eh schon schlechten Situation. Oder vielleicht hat´s einen Handwerkerfreund, der das Fenster vergrößern kann. Wird vielleicht nicht einfacher, in einer solchen "Gefängnisanstalt", aber evtl kann man denen ja mit "Wertsteigerung" irgendwie kommen?

Jetzt auch: https://omaschlafmuetze.wordpress.com/

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